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Spargelanbau im Blastunnel

Er ist ein positiv denkender Mensch. Erwin Tillemans aus dem niederländischen Panningen hat vor 22 Jahren mit Spargelanbau begonnen und gilt in dieser Region als einer der Pioniere für den Anbau im Blastunnel - einem Verfahren, das nicht für Menschen mit schwachen Nerven geeignet ist. Mit 23 ha Spargelfläche unter Blastunnel ist Erwin Tillemans mit Abstand der Branchenführer für dieses Anbausystem, dessen Vorzüge und Nachteile er im Laufe der Jahre zur Genüge kennengelernt hat.
Mon 26/09/2022 by Thomas Kühlwetter
Die zahlreichen Stürme haben dafür gesorgt, dass die Blastunnel in zeitigen Frühjahr haüfig abgelassen werden mussten – des damit verbundene Aufwand is enorm.

1998 ist Erwin Tillemans in den Spargelanbau eingestiegen, damals mit einer kleinen Fläche von 0,5 ha. 2001 wurde erstmalig ein Blastunnel errichtet, der sich dann gleich in der ersten Nacht verselbständigt hat und weggeflogen ist. 2004 wurde eine neue Hofstelle gebaut, 2008 ein neues Wohnhaus. Spargel ist heute die einzige Kultur im Betrieb, die Anbauflächen wurden permanent erweitert.

Ging es über viele Jahre nur stetig bergauf, so hat Erwin Tillemans seit 2017 – ähnlich wie viele seiner Berufskollegen – festgestellt, dass die Wirtschaftlichkeit der Spargelproduktion deutlich gelitten hat. „2016 war noch ein gutes Jahr, aber die Banken haben ihn in diesem Jahr schon darauf hingewiesen, dass es langsamer in der Branche vorangehen wird und die Märkte gesättigt sind. Der Spargelbauer war zu diesem Zeitpunkt beeindruckt von dem guten Überblick, den die Banken damals schon hatten, denn über mehrere Jahre waren zuvor beträchtliche GMO-Mittel in den Bereich geflossen, die zu erheblichen Anbauausweitungen geführt hatten“.

Erwin Tillemans hat davon nicht partizipiert. Er vermarktet seinen Spargel frei. Im frühen Bereich, wenn im eigenen geheizten Gewächshaus oder unter Blastunnel geerntet wird, zählen auch einige Kunden in Deutschland zu seinen festen Abnehmern.

Zurück zum Anbau im Blastunnel, der in Panningen und Umgebung populär ist, obwohl immer mehr Anbauer – wenn sie eine Altersgrenze um die 60 Jahre erreicht haben – sich von diesem Kulturverfahren verabschieden: „Es ist doch alles ganz schön schwer und man muss unbedingt gute Nerven haben“, erklärt Erwin Tillemans.

Wer im Blastunnel anbaut, muss die Wettervorhersage sehr gut im Blick haben. Wird z.B. für den Folgetag eine Windstärke von 6 oder noch darüber hinaus angesagt, muss der Tunnel abgelassen werden. Im Vorfeld muss die Anlage komplett gestochen werden, denn die aufliegende Folie würde die herauswachsenden Köpfe beschädigen und zu erheblichen Verlusten durch Abbrechen führen.

Gerade in diesem Jahr war das zeitige Frühjahr durch sehr viele Stürme geprägt und die Tunnel mussten häufig abgelassen werden. Liegt die Folie auf den Dämmen auf und es regnet, besteht die Gefahr, dass sich „Wassersäcke“ bilden. Und diese zu entfernen, ist nicht immer einfach. Ist der Sturm passé, muss die Folie wieder aufgeblasen werden.

Das System mit dem Blastunnel hat im Betrieb von Erwin Tillemans über Jahre gut funktioniert, aber gerade in den jüngst zurückliegenden Jahren ist die Konkurrenz durch den Anbau unter Minitunnel groß geworden. In diesem Jahr 2020 konnte Erwin Tillemans am 27. Februar den ersten Spargel unter dem Blastunnel ernten. Knapp zwei Wochen später konnten schon bis zu 450 kg (und zum Teil noch darüber) an guten Tagen pro ha geerntet werden. Sortiert entspricht das einer Menge von ca. 380 kg Spargel. Doch die Schwankungen der Erntemengen sind zum Teil von Tag zu Tag beträchtlich. 70 Arbeitskräfte sind erforderlich, um die Ernte auf den insgesamt 23 ha Blastunnelflächen einzubringen. Die Temperaturführung im Tunnel ist schwierig, spätestens im April besteht die Gefahr, dass durch hohe Temperaturen immer mehr offene Köpfe gebildet werden. Eine Lösung besteht dann nur darin, die Tunnelfolie abzunehmen und in der Folgezeit entsprechend geringere Erträge zu erzielen.

Nicht nur die Installation der Tunnel, auch deren Abbau ist recht arbeitsaufwändig, auch wenn dies für Erwin Tillemans inzwischen zur Normalität geworden ist. Beim Abbau müssen die Folien, nachdem der Druck aus den Befestigungsschläuchen entwichen ist, aus den Gräben entnommen und aufgewickelt werden. Anschließend muss der Druckschlauch aus den Gräben entnommen werden, was jedoch insbesondere dann schwierig ist, wenn er stark verschmutzt ist. „Aber wenn der Sturm eine Minitunnelanlage durcheinander bringt, ist das auch mit viel Arbeit verbunden“, sagt Erwin Tillemans.

In dieser Saison ist er bei der Ernte aus dem Blastunnel mit 12 €/kg für Doppel-A-Spargel gestartet. Unter dem Strich ist die Saison für den Blastunnel recht gut gelaufen, Preise und Mengen waren für den Anbauer aus Limburg akzeptabel. Die gesamte Umsetzung der erforderlichen Hygienemaßnahmen war jedoch auch mit wesentlich höherem Aufwand verbunden. Nachdem die Ernte im Blastunnel beendet war, sind die Preise in den Niederlanden deutlich in den Keller gegangen. Warum dies so ist, kann Erwin Tillemans sich kaum erklären, denn weder das Mengenaufkommen noch das Wetter, das über die Konsumfreudigkeit der Verbraucher entscheidet, haben nach seiner Meinung einen Anlass dazu geboten.

Über ventilatoren wird ein Überdruck erzeugt und somit die Folien im Tunnel nach oben gehalten.

Wie funktioniert das Verfahren?

Zunächst wird um einem Bereich von sieben Reihen ein 60 cm tiefer Graben mit einer Kettenfräse gezogen. Im Anschluss daran wird die Folie ausgebreitet und mit ihren Rändern im Graben abgelegt. Im nächsten Schritt werden Schläuche im Graben abgelegt und mit Hilfe von Kompressoren soweit aufgepumpt, dass der Druck die Folie an den Seiten fixiert. Von der Frontseite wird Luft eingeblasen, sodass die Folie sich nach oben hebt und eine deutliche Erwärmung im Innenraum und damit auch eine Verfrühung der Spargelernte, ermöglicht.

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